The Mandalorian — Episode 1.02 “Chapter 2”
Wanderung in der Stille
von Thorsten Walch
Lediglich drei Tage nach Veröffentlichung der Pilotfolge zur neuen Star Wars-Live-Action-Serie The Mandalorian legte der neue Streaming-Dienst Disney+ mit der zweiten Episode nach, womit sich künftig der Freitag als neuer wöchentlicher Warsler-Tag etablieren dürfte – zumindest dort, wo Disney+ bereits buchbar ist. Das zweite Kapitel der (vorerst) insgesamt 8-teiligen Serie klärte den Rezensenten übrigens gleich zu Beginn über einen (allerdings unbeabsichtigten…) Fehler auf: Die einzelnen „Chapters“ tragen ab nun ganz offensichtlich doch Episodentitel – der von Folge 2 lautet The Child. Auch weiterhin sollen die Rezensionen an dieser Stelle weitestgehend spoilerfrei bleiben, um allen künftigen Serienfans die Spannung zu erhalten, bis man The Mandalorian ab dem kommenden Frühjahr auch hierzulande sehen kann.
Inhalt
Zusammen mit seinem neuen kleinen Freund (dessen Bild und Beschreibung bereits durch das Internet wandert, doch haben wir ja Spoiler-Freiheit versprochen…) durchquert der Mandalorian (Pedro Pascal, Prospect) die wüstenartige Landschaft des fremden Planeten, auf dem er den Kleinen gefunden hat, um zu seinem Schiff zu gelangen und den ziemlich vorwitzigen Kleinen zu seinem Klienten zu bringen. Dabei muss er sich zunächst gegen zwei kriegerische Trandoshaner (die reptiloiden Lebewesen, zu denen der Kopfgeldjäger Bossk aus Das Imperium schlägt zurück gehört hat, Anm. d. Verf.) verteidigen, die das Kind in ihre Gewalt bringen wollen. Anschließend greift unser „Held“ aus zunächst unerfindlichen Gründen im Alleingang einen Sandcrawler der glutäugigen Jawas an, was sich diese selbstverständlich nicht untätig gefallen lassen: Mit Mühe und Not überlebt der Mandalorianer seinen Angriffsversuch, trägt jedoch eine Verletzung davon, die er sich in bester „Rambo“-Manier selbst verarztet. Als er mit seinem Freund wenig später sein Schiff erreicht, erfahren wir den Grund für seine Attacke auf die Jawas: Diese haben sein abgestelltes Schiff mehr oder weniger ausgeschlachtet und damit fluguntüchtig gemacht. Der „Mando“ (wir erinnern uns an die Kurzfassung seiner Bezeichnung) zieht daraufhin weiter zu Ugnaught-Feuchtfarmer Kuiil (Nick Nolte, Nur 48 Stunden), der ihm bereits in der vorherigen Folge geholfen hat. Kuiil schlägt vor, mit den Jawas um die Rückgabe der gestohlenen Raumschiff-Teile zu verhandeln und macht sich mit dem Mando und seinem Begleiter auf den Weg zu den Technik-Dieben, die sich Kuiil gegenüber weitaus gesitteter verhalten als gegenüber unserem schweigsamen Protagonisten. Die Jawas erklären sich zu einem entsprechenden Handel bereit…das Problem ist nur: Was um alles im Universum soll der Mando ihnen dafür anbieten…? Es gibt da allerdings etwas, das die Jawas voll und ganz zufriedenstellen würde. Dass es allerdings nur unter äußerster Lebensgefahr besorgt werden kann, versteht sich eigentlich ganz von selbst…
Kritik
Spätestens ab dieser Folge wird klar, dass The Mandalorian streng chronologisch aufgebaut und dass es damit verbunden unmöglich ist, die Folgen unabhängig voneinander einzeln anzuschauen. Zum zweiten fällt auf, dass Kapitel 2 noch einmal ein erhebliches Stück kürzer ausgefallen ist als die etwas mehr als 30minütige Pilotfolge und summa summarum nur knapp 25 Minuten dauert. Ob sich die weiteren Folgen auch in diesem Telegrammstil bewegen, ist bisher noch nicht bekannt, doch hat dies bereits die eine oder andere negative Reaktion aus der Fanszene hervorgebracht, wenn gleich es ansonsten auch über Chapter 2 nicht das Geringste zu meckern gibt – wenn, ja, WENN man als Star Wars-Fans eine gewisse Offenheit gegenüber dem Brechen von Konventionen bewahrt hat. Die erste Hälfte der Folge nämlich zeigt die Aktionen unseres neuen Lieblings-Mandalorianers in völligem Schweigen, wobei der Kampf gegen die beiden Trandoshaner und auch der Eroberungsversuch des Jawa-Sandcrawlers natürlich mit krachigen Soundeffekten unterlegt sind. Letzterer ist trotz seiner (notgedrungenen) Kürze eine ziemlich spektakuläre Meisterleistung in Sachen Action, die von einem bekannten Kollegen des Verfassers ziemlich zu Recht als „Indiana-Jones-Gedächtnis-Stunt“ bezeichnet wurde. Hier zeigt sich erneut der große Aufwand, der hinter der neuen Serie steht sowie die agierenden Background-Personen. Regisseur Rick Famuyiwa (The Chi) hat hier jedenfalls sauberste inszenatorische Arbeit geleistet.
Ein wenig verwirrend hingegen mutet das Auftauchen der Jawas an: Obwohl es sich bei dem Planeten, auf den es den „Mando“ verschlagen hat, allem Anschein nach nicht um Tatooine handelt, leben auch hier die glutäugigen Technik- und Roboterdiebe. Möglicherweise jedoch wird es in späteren Folgen hierzu noch das eine oder andere zu erfahren geben, und schließlich ist die Galaxis groß und Raumschiffe sind schnell…
Während der ersten Hälfte der neuen Folge fühlen wir uns dann zum einen auch wieder nach Kräften an den klassischen Italo-Western erinnert, wenn unser Held schweigend durch eine unwirtliche Wüstengegend über die Lande zieht, doch gibt es auch zunehmend Bezüge zum asiatischen Kino: Okami – Das Schwert der Rache war der Titel eines japanischen Samurai-Films aus den frühen 70er Jahren, dessen Hautfiguren ein in Ungnade gefallener Krieger und sein kleiner Adoptivsohn waren – der in Asien sehr erfolgreiche Film erhielt mehrere Kino-Fortsetzungen sowie eine TV-Adaption und gilt bis heute als Klassiker. Sicher erinnert das Szenario in The Mandalorian hieran nicht ganz von ungefähr, zumal Produzent Favreaus Vorlieben für dergleichen ja bestens bekannt sind.
Und wie eigentlich gar nicht anders zu erwarten, endet Chapter 2 -richtig geraten, vollkommen offen. Den Verfasser dieser Rezension, der so wie schon bei der ersten Folge der neuen Serie nicht wirklich etwas daran auszusetzen hat, hat sich bereits eine Theorie hierfür zusammengebastelt: Vermutlich wird die Gesamthandlung der ersten 8 Folgen eine Art überlangen Film bilden, der an einem Stück genossen absoluten Unterhaltungswert besitzen wird. Bis es jedoch so weit ist, dass dieser bei Disney+ in seiner Gänze angeschaut werden kann, müssen Fans (…welche die Episoden bereits sehen können) noch bis Freitag, den 27. Dezember warten: Dann nämlich wird mit Folge 8 die vorerst letzte Episode von The Mandalorian veröffentlicht. Übrigens, dies sei nur am Rande angemerkt, wird man hier bei uns in Deutschland nicht jeweils eine Woche auf das neueste Kapitel warten müssen, sondern von Anfang an alle 8 Folgen angeboten bekommen, wenn Disney+ am 31. März hier startet.
Und ansonsten darf der geneigte Fan getrost sein – Staffel 2 von The Mandalorian war bereits vor Beginn der Veröffentlichung eine beschlossene Sache.